Recht & Verwaltung06 September, 2017

Wie Künstliche Intelligenz und Blockchain den Rechtsmarkt verändern werden

European Forum Alpbach: Wie Künstliche Intelligenz und Blockchain den Rechtsmarkt verändern

Das generelle Potenzial von Technologie im Rechtsmarkt und speziell die Chancen künstlicher Intelligenz standen im Zentrum einer Podiumsdiskussion im Rahmen des European Forum Alpbach.

Christian Dirschl, Chief Content Architect bei Wolters Kluwer, unterstrich, dass Legal Tech unaufhaltsam ist. "Der Innovationsdruck kommt ganz klar durch die Kunden bzw. Mandanten, nicht durch die Anwälte." Er erklärte zudem, wie Künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft als Technologie eingesetzt werden könnte und erntete Zustimmung auf dem Podium zu seiner Aussage, dass eine existentielle Angst vor KI unbegründet sei. "Diese Angst kommt wohl daher, dass Menschen der Maschine mehr Fähigkeiten zuschreiben als sie eigentlich hat. Nur weil eine Maschine große Datenmengen sinnvoll und zielführend durchsuchen kann, muss sie noch lange nicht unkontrollierbar werden", so Dirschl.

Mit Bezug auf den Rechtsmarkt sagte Dr. Bertram Burtscher, Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer in Wien, dass mittlerweile die großen Herausforderungen in Kanzleien ohne Legal Tech gar nicht mehr bearbeitbar seien. Insbesondere die zunehmende Datenflut, mit der man während und rund um die Fallbearbeitung zu tun habe. "Legal Tech ist hier wie ein Mitarbeiter für besondere Aufgaben", so Burtscher.

Insgesamt sei der juristische Markt allerdings sehr reglementiert, was tendenziell innovationshemmend sei, sagte Markus Hartung, Direktor des Bucerius Center on the Legal Profession an der Hamburger Bucerius Law School. Legal Tech habe aber "das Potenzial, zu mehr Gerechtigkeit und Transparenz zu führen", so Hartung, der damit sein besonderes Interesse am Verbraucherschutz unterstrich und anführte, dass viele technologische Lösungen Verbrauchern überhaupt erst einen Zugang zu juristischer Kompetenz bieten, die sie sonst nicht in Anspruch nehmen könnten.

Wie Blockchain den Rechtsmarkt verändern könnte, erklärte Andreas Freitag von Ernst & Young Wien. Es gebe bereits erste Einsatzgebiete, die zeigen, dass Blockchain hier großes Potenzial habe, aber erst am Anfang stehe. "Es gibt zum Beispiel schon jetzt sinnvolle Anwendungen im Bereich einfacher 'Smart Contracts', bei denen sich Verträge von selbst generieren. Hier zeigt sich also schon, dass die Technologie auch wirklich funktioniert.", so Freitag.

Konsens herrschte ganz klar bei der Frage, ob Legal Tech nun Fluch oder Segen sei: Hier war sich die Runde einig, dass Legal Tech keine Bedrohung für Anwälte ist, sondern eine Hilfe, indem einfache Arbeitsschritte durch Automatisierung ersetzt werden können. "Legal Tech ersetzt keine Menschen, sondern Aufgaben", resümierte dann auch Moderatorin Sophie Martinetz, Gründerin und Geschäftsführerin von Future Law in Wien.

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